Am Sonntag gingen die Veteranen Europameisterschaften in Gran Canaria mit den Mannschaftswettbewerben zu Ende. Insgesamt waren 780 Athleten aus 35 Nationen am Start. Mit dabei war das Leonberger Judoehepaar Baur. Im Vorfeld lief es für Roman Baur nicht so gut. Wegen einer Erkältung mit Fieber musste er seine Diät abbrechen, mit der er sich auf sein Kampfgewicht von 73 KG runterhungerte. Eigentlich wollte er dann gar nicht starten, doch seine Frau motivierte ihn dazu in der nächst höheren Gewichtsklasse -81 KG, in der Altersklasse M5 (50 -55 Jahre), mit weiteren 23 Kontrahenten zu starten. Gleich im ersten Kampf hatte er ein richtiges Brett zu bohren. Der Spanier Miguel Cesar Peres Ruiz hat schon einige Medaillen und Titel bei Veteranen EMs und WMs erkämpft, aber bis 90 Kg. Baur ließ den Spanier nicht zu seinem starken Rechtsgriff kommen und vermied den Bodenkampf in dem sein Gegner sehr trickreich ist. 30 Sekunden vor Kampfende gelang dem Leonberger eine Selbstfalltechnik, mit der er dann den Kampf gewann. Im zweiten Kampf gegen den Franzosen Christophe Rutler gelang Baur ein Fußwurf und mit einem darauf folgendem Haltegriff entschied er den Kampf für sich. Im Halbfinale traf er auf den Letten Andreis Bessolcevs, der überraschte den Deutschen gleich in der ersten Sekunde mit einer Aushebetechnik, der Baur gerade noch ausweichen konnte. Der Judoschulenbesitzer kam dann immer besser in den Kampf, nutzte dann einen Fehler des Letten und würgte ihn ab. Baur stand überraschend im Finale dem mehrfachen Titelträger Christophe Le Gorbelec aus Frankreich gegenüber. Baur wußte um die Stärke des Franzosen, verteidigte den ersten Angriff, doch dem zweiten konnte er nicht mehr ausweichen. Gorbelec Stärke ist der Bodenkampf. Er zog den Deutschen nach unten, drehte ihn um und gewann mit einem Haltegriff. Somit freute sich Baur über den ersten Vizetitel in der Kategorie. Bei den Weltmeisterschaften will er aber wieder -73 KG starten, da die 81er einfach zu stark sind. Seine Frau Nora startete in der Altersklasse F3 (40-45 Jahre) -63 KG und ihre erste Gegnerin war die Französin Delphine Roland. Beide kennen sich schon von anderen Turnieren, daher gingen beide erst mal kein Risiko ein. Baur nutzte dann eine Unachtsamkeit der Französin, konterte einen Angriff und gewann mit einem Haltegriff. Das Halbfinale gegen die Irin Eleanor Dennis war eine kurze Angelegenheit für die Deutsche. Nach 30 Sekunden warf sie die Irin mit einem Hüftwurf und war im Finale. Hier traf sie auf eine richtige Aufgabe. Die Portugiesin Andrea Cavalleri war bei den Aktiven 13 mal Portugiesische Meisterin gewann einmal Bronze bei den Europameisterschaften und diverse Medaillen bei Worldcups. Zu Beginn war die Leonberger Judotrainerin zu vorsichtig, legte dann aber immer mehr den Respekt ab und gewann sogar die Oberhand. Zweimal schaffte sie fast eine Wertung, doch konnte sich die Portugiesin gerade noch retten. Dann war die Zeit vorbei und es ging in die Verlängerung. Beide waren erschöpft, doch setzte Cavalleri einen Angriff an, Baur wich aus, konnte aber nicht vermeiden, dass sie von der Portugiesin umgedreht wurde und dann durch einen Haltegriff verlor. Damit war auch sie Vizeeuropameisterin und beide konnten sich Vizeeuropameisterpaar nennen. Am Sonntag starteten beide nochmal für das Deutsche Team. Roman Baur erwischte einen schwarzen Tag. Er verlor seine beiden Kämpfe. In der ersten Begegnung gewann das Deutsche Männerteam TM3 (50-60 Jahre) gegen Frankreich mit 3:1, verloren dann 1:3 gegen Italien im Halbfinale und gegen Azerbeidschan 0:3 den Kampf um Platz 3. In der mittleren Altersstufe wurde was neues eingeführt. Wie bei den aktiven wurde in einer Mixmannschaft mit 3 Frauen und 3 Männer gekämpft. Die Gewichtsklassen bei den Frauen waren -57, -70 und +70 Kg, bei den Männern -73, -90 und +90 Kg. Viele Athleten waren mit dieser Regelung nicht einverstanden, da einige Gewichtsklassen ausgeschlossen sind von den Mannschaftswettbewerben. Nora Baur kämpfte für das Deutsche Team -70 Kg und steuerte gleich in der ersten Begegnung gegen Rußland einen Sieg bei. Mit einem 4:1 gewannen die Deutschen. Auch gegen Frankreich 2 Punktete Baur, doch verlor das Team mit 1:4 und stand im Kampf um Platz drei dem Tschechischen Team gegenüber. Den dritten Sieg an dem Tag erzielte Nora Baur und das Team Deutschland gewann mit 4:0 gegen Tschechien die Bronzemedaille. Damit brachte das Leonberger Ehepaar zweimal Silber und einmal Bronze mit von Gran Canaria.
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